Auf der Suche nach einem besseren Leben ziehen viele Menschen in Kenia vom Land in die Hauptstadt Nairobi. Allein in Kibera, dem größten Slum Ostafrikas, leben nach Schätzungen zwischen 500.000 und einer Millionen Menschen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Oft liegt die Welt der Reichen, gut geschützt hinter hohen Mauern, nur einen Steinwurf von der der Armen entfernt. Der königliche Golfplatz von Nairobi mit seinen Bäumen, Teichen und akkurat geschnittenen Rasen grenzt direkt an das Meer von Wellblechhütten in Kibera.

Arm, beengt, stinkend: Mit einem Slum wie Kibera in Nairobi verbinden wir Armut und Elend. Slums gelten als Hort von Armut und Kriminalität, die Bewohner als hilfsbedürftig. Schwester Mary Wambui hat einen anderen Blick auf die Menschen. Auch weil sie in Kibera mitten unter ihnen lebt.

Besonders liegen ihr die Kinder am Herzen, denn die sind in Kibera stark bedroht von Gewalt, Drogen, Ausbeutung. Immer wieder kommen Mädchen zu der Ordensschwester und erzählen ihr, dass sie missbraucht wurden. „Das sind schwierige Momente“, sagt sie. Aber sie kennt Ärzte und Psychologen, die weiterhelfen. Sie weiß, an wen sie sich wenden kann, um jemanden in einem Rehabilitationszentrum oder einem sicheren Haus unterzubringen. Und sie kennt Menschen, die Zuflucht bieten. Selbst dann, wenn sie selbst nur wenig besitzen.

Zuflucht und ein Zuhause

Eine davon ist Linet Mboya, die Schwester Mary heute eingeladen hat, ihr neues Haus anzusehen. Es be­steht aus nur zwei kleinen Räumen mit Wellblechdach, in denen jeweils ein Bett steht. Zwei Zimmer, außen ver­putzt mit Lehm, innen verdeckt ein wei­ßes Tuch die rohe Wand. Linets alte Bleibe hatte die Stadt einfach abreißen lassen. Sie musste einer breiteren, geteerten Straße Platz machen.

Als Schwester Mary in die Gasse biegt, wartet Linet schon an der Ecke, ihre kleine Tochter auf dem Arm. Die alleinerziehende Mutter versorgt neben ihren drei eigenen Kindern auch sechs Straßenkinder, die sie bei sich aufge­nommen hat. Dabei hat Linet kaum selbst genug, um für sich und ihre Fa­milie zu sorgen. Sie lebt von Gelegen­heitsjobs, geht bei Leuten putzen, wäscht deren Kleidung. Manchmal arbeitet sie auch in einem Büro am Empfang. Jeden Morgen fragen ihre Kinder Linet: „Mama, was werden wir heute essen?“ Auf diese Frage muss die 32-Jährige immer wieder eine neue Ant­wort finden.

Mutter für Straßenkinder

Trotzdem hat Linet die Kinder von der Straße bei sich aufgenommen. Abubakar war das erste Straßen­kind, das sie aufnahm. Weitere folgten. „Ich glaube, von da an war es einfach meine Mission, mich um Straßenkinder zu kümmern“, erklärt sie. Ein Kind ret­tete sie vor einer Vergewaltigung. Seit­her lebt das Mädchen bei Linet.

»Jeden Tag sehe ich Kinder am Straßenrand. Manche sind barfuß. Viele haben seit Tagen nichts gegessen. Ich frage mich immer: Was wird aus den Kindern, wenn ich ihnen mit dem Wenigen, was ich habe, nicht helfen kann?«

Linet Mboya rettet Straßenkinder in Kibera

Sie weiß, dass sie mit ihren Proble­men nicht allein gelassen wird. Nach­barn, Freunde und Familie helfen ihr. Dazu gehört auch Schwester Mary. „Sie ist immer für uns da gewesen, auch als eines der Mädchen krank wurde und dringend ärztliche Hilfe brauchte“, er­zählt Linet. Und manchmal helfe es schon, einfach nur zuzuhören, ergänzt Schwester Mary. Viele Menschen hätten gar nicht die Erwartung, dass man all ihre Probleme löst. Es tue ihnen aber gut, darüber sprechen zu können.

Schließlich macht sich Schwester Mary auf den Weg nach Hause. Linet begleitet sie ein Stück entlang der Häuser aus Wellblech, Brettern und Lehm bis zu den Bahngleisen. „Kibera ist mein Zuhause. Ich lebe gerne hier“, erzählt sie. „Wenn ich Kinder sehe, die hungrig sind und niemanden haben, muss ich einfach helfen.“

Helfen Sie jetzt!

Linet bietet Straßenkindern Zuflucht. Ein Zuhause. Schwester Mary Wambui unterstützt sie dabei. Die Ordensfrau hat sich ein großes Netzwerk aufgebaut: Ärzte, Lehrer und Psychologen, die weiterhelfen.

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